Müssen Verstorbene ihre Heimatstadt verlassen?
Erstellt am: 24 November, 2013 | Kommentieren
Vor Ort ist nicht immer eine würdige Pflege des eigenen Grabes zu erwarten. Viele Familien sind im Lande weit verstreut. Bestattung „auf der grünen Wiese“ ist in Kamenz nicht möglich. Eine Alternative findet sich nur anderswo.
Wer seine letzte Ruhe in einem Friedwald sucht, verzichtet auf aufwändigen Grabschmuck, vertraut sich der Natur vollständig an: ihrem Wandel im Laufe der Jahreszeiten oder der Nähe zu den Tieren des Waldes. Leider findet man solchen Ort in ganz Sachsen nicht, wohl aber im brandenburgischen Fürstenwalde/Spree. Hätte das waldreiche Kamenz nicht die Möglichkeit, seinen Dahingegangenen den gewünschten Frieden unter Bäumen zu gewähren?
Wie oft hörte die Abgeordnete des Sächsischen Landtages und Stellvertretende Oberbürgermeisterin von Kamenz Marion Junge (Partei DIE LINKE) solche und ähnliche Gedanken. Ihrer Idee, sich an Ort und Stelle eine Meinung zu bilden, schlossen sich Anfang November etwa 30 Bürgerinnen und Bürger an.
Fürstenwalde/Spree hat als erste brandenburgische Gemeinde 2006 45 Hektar ihres reichen Waldbestandes am Rande des Ortsteiles Hangelsberg als Friedwald gewidmet. Der zuständige Friedwaldförster informierte während eines Waldspazierganges die Gäste aus der Oberlausitz ausführlich. Dabei beschrieb er die Geschichte dieses Friedwaldes auch als Prozess des Reifens und des Sammelns von Erfahrungen.
Sie erfuhren unter anderem, dass man sich schon zu Lebzeiten „seinen“ Baum aus dem Bestand an Eichen, Fichten, Kiefern oder Birken kaufen kann. Die Wahl fällt häufig auf einen besonders gewachsenen Baum „mit Charakter“. Manche tun das so früh, dass sie sein Wachstum über Jahre hinweg verfolgen können. Sie besuchen ihn, wie andere die letzte Ruhestätte der Ihren.
Mit dem Kauf eines exakt vermessenen und mit einer Nummer versehenen Baumes ist zu bestimmen, ob man unter seinen Zweigen allein, mit dem Ehepartner, im Kreise seine Familie oder eines ganzen Freundeskreises gebettet werden will. Die Weise der Urnenbestattung wählt jeder selbst. Die allererste führte in diesem Friedwald übrigens ein katholischer Geistlicher durch.
Reich an Eindrücken ging es zurück nach Kamenz, bohrender aber der Wunsch nach einem Friedwald am Rande der eigenen Heimatstadt.
Die erlebte Führung des Friedwaldförsters kann man im Internet als Video nachverfolgen: http://www.friedwald.de/waelder/standorte/fuerstenwalde
von Günter
Schlagwörter: FriedWald > LINKEs Bürgerbüro in Kamenz
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