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Die alten Tugenden – Beitrag zum Nachdenken und Diskutieren!

Erstellt am: 21 September, 2015 | Kommentieren

Grenzen

Konserven sind Blechdosen, in denen Lebensmittel aufbewahrt werden. Konservierungsstoffe sind chemische Zusätze, mit denen Lebensmittel haltbar gemacht werden. Wer nun daraus schließt, dass Konservative so eine Art Archivar von altem Essen sind, hat damit Unrecht. Im besten Sinne sind konservative Leute, die etwas bewahren wollen. In den seltensten Fällen handelt es sich dabei um Nahrungsmittel. Meistens ist von Werten und Traditionen die Rede.

Die Ansichten darüber, welche dieser Werte und Traditionen bewahrenswert sind, gehen dabei weit auseinander. Schließlich haben wir schon mehrere Jahrtausende Kulturgeschichte hinter uns und es haben sich in dieser Zeit einige Veränderungen zugetragen. Nehmen wir das alte Griechenland, das genaugenommen eine Ansammlung von Stadtstaaten war. Es gilt als Wiege der Demokratie, unserer heutigen Regierungsform.

Natürlich war das damalige Demokratieverständnis nicht mit unserem heutigen vergleichbar. Die wörtliche Übersetzung bedeutet so viel wie „Dorf zieht den Wagen“. Die Deme, also die entscheidungsberechtigten Vertreter der Stadt, mussten zwangsweise der Oberschicht entstammen und die arme Bevölkerung hatte kein Stimmrecht.

Unser allgemeines Wahlrecht von heute hat also nicht mehr mit diesen Verhältnissen zu tun. Was wir allerdings übernommen haben ist das Prinzip der gemeinschaftlichen Entscheidung und der geteilten Verantwortung. Das ist deshalb wichtig, weil autoritäre Alleinherrscher, wie die absolutistischen Monarchien des 17. und 18. Jahrhunderts, eben nicht allwissend und allweise sind und auch nicht die Interessen aller ausgleichen können.

Dieses Beispiel zeigt, dass das Bewahren an sich weder etwas Gutes, noch etwas Schlechtes ist. Es kommt also auf die konkreten Inhalte an. Viele Konservative in diesem Land fühlen sich für die christlich Abendländischen Wurzeln zuständig, die angeblich unserer Gesellschaft zu Grunde liegen. Dabei ignorieren sie gern, dass das Christentum mit seinen Institutionen auch Kriege, ethnische Verfolgung, Antisemitismus und Mord begründet hat. Damals wie heute standen hinter diesen Handlungen zumeist Macht- und Wirtschaftsinteressen. Auch das hat sich über die Zeiten bewahrt.

Die Frage ist, ob wir Solches weiter bewahren wollen sollten. Die Menschenaffenhorden kämpften sich mit Stöcken und Steinen um ihre Reviere, die antiken Reiche erst mit Waffen aus Kupfer, dann aus Bronze. Die Ritterheere des Mittelalters fochten den Kampf um Land und Einfluss mit Eisen und Stahlklingen aus. Danach ging man zu Schießpulver und Granaten über. Im 20. Jahrhundert wurden dann Gas-, Bakterien- und Nuklearwaffen eingesetzt, um eben auch Lebensraum im Osten zu erobern. Die Beweggründe waren im Grunde immer gleich, nur die Mittel wurden immer wirkungsvoller, immer effizienter.

Die entscheidende Menschheitsfrage ist am Ende nicht, wer wen auf welchem Schlachtfeld besiegt. Denn irgendwann wird der Punkt kommen, an dem auch der Unterlegene die Mittel hat, den vermeintlichen Sieger mit auszulöschen. Die existenzentscheidende Frage für die Menschheit wird sein, wie wir in Zukunft dafür sorgen können, dass es keine Schlachtfelder mehr gibt. Können wir neue Wege finden Konflikte zu begrenzen, Ressourcen so untereinander zu teilen, dass keiner um seine Existenz fürchten muss und gegenseitiger Hass und Vorurteile überwunden werden? Die Frage wird sein, ob wir uns als Menschheit weiterentwickeln können, ob der Mensch den Stock und Steine schwingenden Affenmenschen hinter sich lassen kann und ein neues soziales Verständnis entwickelt.

Von daher sollte man sich fragen, ob es tatsächlich zuerst Werte und Traditionen sind, die erhalten werden sollten, oder ob es nicht wichtiger ist, Menschen zu erhalten. Die Produktion und der Verkauf von Kriegsgerät jedenfalls ist nicht dazu geeignet.

Jens Dietzmann

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